Dienstag, 8. November 2011

Medizinische Universität Wien - Finanzkollaps und Gefahr für PatientInnen


Ich darf an dieser Stelle einen Brief von Prof. Szekeres wiedergeben, dem Vorsitzenden des Betriebsrates für wissenschaftliches Personal an der MUW.
Nachzulesen ist hier welch unglaublicher Finanzkollaps der MUW droht - für uns Ärzte bedeutet dies einen realen Einkommensverlust von 10% und mehr.  
Für Wien bedeutet es eine massive Gefährdung der Patientenversorgung.

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Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, 
   wie das Rektorat bereits mehrfach bekannt gegeben hat, fehlen der Universität zumindest ab 2013 ca. 30 Mio. Euro jährlich, um den laufenden Betrieb finanzieren zu können. Der Rektor hat daher ab 2011 einen Aufnahmestopp verfügt und eine Kürzung der Journaldiensträder angekündigt, die mit 1.1.2012 in Kraft treten soll. Es sollen insgesamt 24 Journaldiensträder eingespart werden, wobei das Rektorat den klinischen Bereich in Cluster eingeteilt hat und jedes Cluster die Vorgabe erhalten hat, die Kürzung von insgesamt 14% der Journaldiensträder festzusetzen. Diese Kürzung würde Leistungsreduktionen bedingen, wobei eine (teilweise) Schließung der Notfallaufnahme genauso diskutiert wird, wie andere Leistungsreduktionen. Sämtliche Maßnahmen würden unweigerlich unser Leistungsangebot einschränken und zu einer spürbaren Verschlechterung der PatientInnenversorgung führen.
   Erschwerend zu den ab 2013 prognostizierten Problemen ist ein Budgetloch dazugekommen, das bereits 2011 wirksam wird. Aufgrund unerwarteter Ausgaben wird bereits heuer mit einem Defizit von über 9 Mio. Euro gerechnet. Selbiges gilt auch für 2012. Deshalb hat der Rektor im Oktober 2011 einen absoluten Personalaufnahme-stopp verhängt (nur mehr Karenzstellen werden ausgeschrieben) und die Umsetzung der Journaldiensteinsparungen mit 1.1.2012 angeordnet. Bereits jetzt lassen sich für Januar keine Journaldienste mehr in den EDM eintragen!
   Nachdem ein Einsehen der Politik nicht zu erwarten ist, und das Budget der Universitäten auch laut Aussagen der Finanzministerin kaum erhöht wird, sehen sich sowohl der Betriebsrat als auch der Senat und die Abteilungsleiter gezwungen, die Öffentlichkeit auf diese Probleme hinzuweisen. Mit der Solidarität unserer Patientinnen und Patienten wird gerechnet.
   Wir bereiten eine Reihe von Maßnahmen vor, über die wir in unserer Betriebsversammlung am Donnerstag, dem 10.11., ab 14:30 Uhr im AKH-Hörsaal 1 berichten und diskutieren werden. 
   Jedenfalls befindet sich die Universität in ernsten Schwierigkeiten. Ohne zusätzliches Geld bzw. ohne signifikante Personalreduktionen und Leistungskürzungen wäre innerhalb der kommenden Jahre ein Defizit von mehr als 100 Mio. Euro zu erwarten. Das Rektorat kann solche Budgetüberschreitungen nicht eingehen und hat deshalb die oben erwähnten Reduktionen angeordnet.
Wir appellieren an die Regierung, unsere Universität entsprechend zu finanzieren. Ein Fortschreiben des Budgets der Universität, das keine Abgeltung der kollektivvertraglich festgesetzten Lohnerhöhungen und gesetzlichen Biennalsprünge vorsieht, wird es unmöglich machen, die Funktionsfähigkeit von MedUni und AKH zu erhalten.
Ihr
Thomas Szekeres
Vorsitzender des Betriebsrats für das
Wissenschaftliche Personal